Musikverein Concordia – Die Anfänge und der „Amerikaexport“

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts unterstützte der damalige Pfarrer Rosenlächer die Bildung einer Musikgruppe. Erstmals trat diese an Fronleichnam 1821 öffentlich auf, um „Türkische Musik“ – das war die geläufige Bezeichnung für Blasmusik – zu spielen. Daraus ging dann der erste Lustenauer Musikverein, die „Harmonie“, hervor. 65 Jahre später wurde im Jahr 1886 infolge des starken politischen Lagerkampfes mit der katholisch-konservativen „Cäcilia“ ein zweiter Lustenauer Blasmusikverein gegründet. Weitere 13 Jahre später kam es im Jahr 1899 zur Etablierung eines dritten Blasmusikvereins.

Erste Vereinsaktivitäten

Der MV Concordia wurde, wie es später des Öfteren in den Vereinsprotokollen zu lesen ist, explizit als unpolitischer Rheindorfer Verein gegründet. Gebhard Kremmel, die treibende Kraft hinter der Gründung und weitere 15 Mitglieder nahmen bei ihrem ersten öffentlichen Auftreten nicht nur an der Fronleichnamsprozession teil, sondern gaben auch im „Garten zur Linde ein Konzert“, das wie dem Bericht über die Vereinsaktivitäten des Jahres 1899 zu entnehmen ist „am Nachmittag sehr gut besucht“ war. Allerdings enthielt das „noch sehr bescheidene Programm“ nur „12 Nummern. Sämtliche Stücke wurden vom Publikum stürmisch applaudiert.“ Diese erste Ausrückung scheint recht spontan geschehen zu sein, nachdem erst am Vorabend der Bericht über die Genehmigung der Statuten eingetroffen war.

„Der Verein hatte nun die ersten Schritte in die Öffentlichkeit getan und konnte auch mit der Anerkennung, die seinem ersten Auftreten gezollt wurde, zufrieden sein. Man konnte sich der Hoffnung hingeben, dass mit der Zeit die Zahl der Widersacher geringer und die Vorurteile verschwinden würden.“

Auszug aus der Chronik
Bericht über die Gründung des Vereins und seine Tätigkeiten im Jahr 1899

Amerikaexport

Ganz reibungsfrei dürfte die Vereinsgründung, wenn man diesen Worten Glauben schenkt, also nicht vonstattengegangen sein. Auch schon bei der ersten „Generalversammlung vom 1. Jänner 1900“ kam es zu Misstönen, da der damalige Kapellmeister Eduard Hofer den Vorstand des Vereines für sich beanspruchte, um, wie er meinte, seine Autorität im Verein zu vergrößern. Diesem Ansinnen fügte sich der Verein allerdings nicht. Im folgenden Jahr plagten den jungen Verein die Finanzen, war es doch nötig eine „einheitliche Montur“ anzuschaffen und dem Kapellmeister Aufwandsentschädigung zu bezahlen. Erich Schneider hat diese schwierigen Anfangsjahre des Vereins in seinem Buch „Musik und Theater in Lustenau“ mit folgenden Worten charakterisiert: „Der häufige Kapellmeisterwechsel in den folgenden Jahren hemmte die kontinuierliche Entwicklung des Blasorchesters. […] Große Fortschritte machte der Verein zwischen 1908 und 1912 unter Kapellmeister Johann Bösch, der bei einem Musikfeldwebel in der Kapelle des 14. Infanterie-Regimentes eine musikalische Ausbildung genossen hatte.“ Ebendieser Kapellmeister, der ebenso ein Bruder von Gründungsobmann Ferdinand Bösch als auch ein Bruder des späteren sehr verdienten Kapellmeisters Richard Bösch war, wanderte 1911 in die USA aus, wo er in New Jersey in Union City ebenfalls erfolgreich eine Blasmusik leitete. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Name dieser Musikkapelle von „The Austrian Band“ auf „The Swiss Band“ abgeändert, wohl um sich die lokalen Sympathien zu erhalten.

„The Austrian Band“ in New Jersey um 1930. Links neben der Trommel Kapellmeister Johann Bösch.

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